Samstag, 13. Juni 2009

Nachbildeffekt



Betrachtet die obere Fahne etwa 30 Sekunden, indem ihr euch fest auf den kleinen roten Punkt konzentriert!

Dann fixiert den roten Punkt in der weißen Fläche!

Erklärung?



Die Zäpfchen in der Netzhaut unserer Augen sind für die Grundfarben Rot, Grün und Blau (RGB) empfindlich. Trifft Licht, also elektromagnetische Strahlung auf diese Sinneszellen, dann zersetzt sich proportional zur Stärke des Lichtreizes eine Chemikalie. Dabei entsteht ein Stromimpuls, der als Reiz über die Nerven an das Gehirn weiter gegeben wird.

Alle Mischfarben entstehen dadurch, dass die unterschiedlichen Rezeptoren unterschiedlich stark gereizt werden. Bei den unbunten Farben Schwarz und Weiß und deren Mischfarben sind die Reize jeweils gleich, aber insgesamt unterschiedlich stark.

Betrachten wir sehr lange eine einfarbige Fläche, dann verbrauchen sich die Chemikalien in einem bestimmten Rezeptor. Die Regeneration danach braucht etwas Zeit, so dass dann eine weiße Fläche vorerst eben nicht weiß erscheint! Die beiden anderen Rezeptoren dagegen sind voll einsatztfähig und werden gleich stark beansprucht, die dritte aber noch nicht. Habe ich also lange auf eine gelbe Fläche geschaut, dann erscheint eine weiße als Mischung aus Grün und Blau (additive Mischung!), als violett-blau.

Und das ist die Komplementärfarbe, die immer die Mischung aus den beiden anderen Grundfarben ist!

Auf diesen Effekt hat schon Goethe in seiner Farbenlehre hingewiesen, die er selbst in ihrer Bedeutung höher bewertete als seine literarischen Werke.


Goethe, Farbenkreis zur Symbolisierung des menschlichen Geistes- und Seelenlebens, 1809

Hinweis: Leider wird heute immer noch der sehr ungenaue Farbkreis von Itten verwendet. Damit lässt sich der Nachbildeffekt eben nicht genau erklären, da die Gegenfarben nicht stimmen. Manche können leider nicht davon lassen...


Farbkreis nach Johannes Itten (1961)

Die Farbsonne von Harald Küppers berücksichtigt aktuelle physiologische und physikalische Erkenntnisse. Sie ist das derzeit gültigste farbtheoretische Modell für den Kunstunterricht.



Im Grunde aktualisiert sie den Farbstern, allerdings mit den richtigen Grundfarben! Die 12 reinbunten Farben werden mit den unbunten Farben Schwarz und Weiß getrübt oder aufgehellt.

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