Samstag, 5. März 2011

Linolschnitt

Für die 8. Jahrgangsstufe ist die Beschäftigung mit einer druckgrafischen Technik verbindlich. Als besonders praktikabel erweist sich hier der Linolschnitt. Linoleum dient seit 1860 klassischerweise zur Fertigung elastischer und schalldämmender Bodenbeläge. Es besteht aus Leinöl, Korkmehl und einem groben Jutegewebe als Trägermaterial. Die sehr gute Eignung als Druckstock hat schon Picasso erkannt. Im Unterschied zu Holz gibt es keinen Faserverlauf, der das Schneiden einschränkt. Zudem ist es relativ weich und kann auch von Schülern dieser Altersstufe ohne zu große Mühe verarbeitet werden.

Pablo Picasso: "Tête de Femme - Portrait de Jacqueline", Farblinolschnitt, 1962



Picasso hat den Farblinolschnitt zum Einplatten-Farbdruck ("verlorener Schnitt") weiterentwickelt:
  • Abdruck der unbearbeiteten Platte in einem meist hellen Ton
  • Herausschneiden der Zeichnung. Druck im meist dunklen Ton auf das erste Blatt
  • Wegschneiden weiterer Partien und Druck mit einer anderen, meist dunkleren Farbe
Das oben gezeigte Ergebniss ist so entstanden:

1. Zustand:

Für den ersten der vier Drucke wurde fast die gesamte Platte in einem Ockerton gedruckt. Lediglich das Weiß der Augen zeigt das unbedruckte - hier weiße - Papier.

2. Zustand

Für den zweiten Zustand wurden weitere Teile der Platte heraus geschnitten. Ein Abdruck auf weißem Papier in der Farbe des späteren Ergebnisses sähe wie oben aus.

Passgenau auf die erste Farbe gedruckt sieht das Zwischenergebnis aber wie folgt aus:

3. Zustand

Und hier der dritte Zustand, ebenfalls zunächst nur für sich im Originalton, und schließlich als dritter Zustand auf den beiden zuvor übereinander gedruckten Farben:

4. Zustand

Die linear geschnittene (Schwarzlinienschnitt) letzte Platte wird in Schwarz über den letzten Zustand gedruckt und gibt dem Druckbild eine gewisse Tiefe und einen festen Zusammenhalt.

Wenn man weiß, wie es geht, ist doch alles ganz einfach, oder?

Die Farblinolschnitte Picassos sind raffinierte Spiele mit den Möglichkeiten des verlorenen Schnitts. Gelegentlich benutzt der Künstler aber auch zerschnittene Platten, die vor dem Zusammenfügen und Abdrucken jeweils in einer anderen Farbe eingewalzt wurden.


Dieses sehr prägnante Ausstellungsplakat hat Picasso in zwei Durchgängen drucken lassen (den Luxus genießen die meisten Schüler ja auch ;-)), allerdings mit zwei unterschiedlichen, wenn auch gleich großen Linolplatten!


Die reste Platte liefert den flächigen und vielfarbigen Hintergrund. Eine Platte wird zerschnitten und die Teile getrennt und in unterschiedlichen Farben eingewalzt. Das mittlere Teilstück allerdings wurde entfernt!


Mit einer Druckfarbe, die nicht deckend, sondern lasierend war, wurde die zweite Platte über den ersten Zustand gedruckt. Dabei mischen sich die übereinander liegenden Farben!

Aber selbst mit noch einfacheren Mitteln gelingen Picasso überzeugende Bildwirkungen.



Was zunächst wie ein Schwarzlinienschnitt aussieht, bei dem alle Linien stehen blieben, alles andere weggeschnitten wurde, ist dann doch ein Weißlinienschnitt. Der Trick wird klar, wenn man sich das folgende Bild anschaut.



Der Weißlinienschnitt wird in deckendem Hellgrau über einen schwarzen Spiegel gedruckt (hier versetzt angeordnet, um dden Effekt anschaulicher zu machen).



Man kann dieses einfache Verfahren durch mehrfarbige Hintergründe, gemustertes Druckpapier usw. kreativ variieren.

Keine Kommentare: